Mag. Diane Freiberger und Prof. (FH) Mario Situm beim Unternehmertag der Firma Obereder GmbH
Obereder GmbH
Mag. Diane Freiberger und Prof. (FH) Mario Situm beim Unternehmertag der Firma Obereder GmbH

Digitalisierung und neue Arbeitswelten im Autohaus

07.12.2018 | Forschung
„Sind Sie sicher?“ - Das war das Thema des Unternehmertags der Firma Obereder GmbH am 24.11.2018. Mag. Diane Freiberger und Prof. (FH) Mario Situm von der FH Kufstein Tirol stellten einer Studie zu Digitalisierung und neuen Arbeitswelten im Autohaus vor.

Industrie 4.0 und Digitalisierung wirken sich auf die Zukunft von Unternehmen aus. Für langfristigen und nachhaltigen Erfolg sollten die Unternehmen sich auf die anstehenden Veränderungen vorbereiten. Neben eine Digitalisierungsstrategie und deren Umsetzung, werden sich Autohäuser auch auf die Anforderungen neuer Arbeitswelten einstellen müssen.

Vorbereitung der Autohäuser in Österreich nicht ausreichend

Knapp 64 Prozent der österreichischen Autohäuser glauben, eine sehr hohe bis hohe Digitalisierungskompetenz zu besitzen, so ein Ergebnis der Studie von FH-Vizerektorin Mag. Diane Freiberger und Prof. (FH) Mario Situm, Studiengangsleiter des Bachelorstudiengangs Unternehmensführung. Etwa 57 Prozent haben bei der Befragung angegeben, dass ihr Autohaus sehr gut bis gut auf die Digitalisierung vorbereitet ist. Dennoch gaben mehr als zwei Drittel der Befragten an, keine Digitalisierungsstrategie zu besitzen, insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen.

Vernetzung und Informationsaustausch, IT-Sicherheit, Online Verkauf sowie die Nutzung mobiler Endgeräte hält die Mehrheit für die wichtigsten Themen im Zusammenhang mit Digitalisierung. Auch wenn andere Themenbereiche einen wesentlichen Beitrag für die Prozessoptimierung bringen könnten, scheinen sie nicht als relevant erachtet zu werden. Die Antworten zeigen somit widersprüchliche Ergebnisse, was den Schluss nahelegt, dass das Thema „Digitalisierung“ nicht richtig verstanden wurde.

Website wichtigstes Instrument – Defizite bei direkter Interaktion

Das meistgenutzte Instrument der Digitalisierung für Autohäuser ist die Website. Außerdem nutzen die Verkäufer Online-Vermarktungsplattformen, CRM-Systeme und E-Mail-Marketing beziehungsweise Newsletter. Vor allem bei der Nutzung weiterer potenzieller Lösungen, die eine direkte Interaktion mit den KundInnen sowie den Direktverkauf ermöglichen, sehen die Autoren Defizite. Die Website wird primär dafür genutzt, Fahrzeuge zum Verkauf anzubieten, Anfragen entgegenzunehmen und um den KundInnen einen Neuwagenkonfigurator anzubieten.

Chancen und Risiken der Digitalisierung

Die Befragten sehen in der Digitalisierung eine Chance, die Kundenzufriedenheit zu verbessern und die Effizienz zu steigern. Dass die UnternehmerInnen nicht unbedingt höhere Umsätze oder die Qualitätsverbesserung angegeben haben, überraschte die Autoren.

Datenschutz und Datensicherheit bereiten den meisten Befragten Sorgen. Sie befürchten auch eine Erhöhung des Preisdrucks und den Verlust des Kundenkontakts, wenn sich die KundInnen vermehrt im Internet informierten und beim billigsten Anbieter kaufen, sodass die Beratung vor Ort an Stellenwert. Weitere Sorgen sind der Verlust von Arbeitsplätzen, erhöhte Kosten sowie mehr Administrationsaufwand durch die Digitalisierung.

Handlungsoptionen und Erkenntnisse für die betriebliche Praxis

Eine Digitalisierungsstrategie ist die Voraussetzung einer vernünftigen Umsetzung der Digitalisierung. Wenn im eigenen Unternehmen keine Expertise vorhanden ist, sollte ein/e geeignete/r BeraterIn einbezogen werden. Da auch finanzielle Mittel benötigt werden, ist es unerlässlich, im Vorfeld mit Kreditinstituten zu sprechen und den Liquiditätsbedarf zu sichern. Ein wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang sind Förderungen auf Landes- und Bundesebene als begleitendes Finanzierungsinstrument.

Um eine umfassende und nachhaltige Lösung umsetzen zu können, sollten die Bedürfnisse von KundInnen und Lieferanten in Bezug auf die digitale Integration der Wertschöpfungskette berücksichtigt werden. Als umhüllende Begleiterscheinung sollten alle Aktivitäten mit einem Change-Management-Konzept begleitet werden.

Veränderte Rahmenbedingungen erfordern neue Arbeitswelten

Digitalisierung bedeutet analoge Informationen in einem digitalen Format verfügbar zu machen und das Optimierungspotenzial zu erfassen. Eine Folge können neue Unternehmensbereiche sein, die Dateninformationen integrieren und zu digitalen Anwendungen führen.

Im Kontext der neuen Arbeitswelten ist es zunächst wichtig, alle MitarbeiterInnen und Mitarbeiter in die Entscheidungsprozesse zu integrieren. Der Faktor Mensch spielt gerade bei der Digitalisierung eine zentrale Rolle. Neue Systeme müssen den Menschen nützen und Vorteile bieten. Es muss dabei keine Entweder-Oder-Entscheidung getroffen werden. Digitale und analoge Welt sollen eingebunden im System parallel existieren. Das Maß bestimmen die AkteurInnen in der Firma.