Sophia Neuner, BA
Alumni, Nachhaltigkeitsmanagerin bei IKB - Innsbrucker Kommunalbetriebe AG
- Sie haben vor rund 10 Jahren Ihr Bachelorstudium Energiewirtschaft an der FH Kufstein Tirol erfolgreich abgeschlossen – was war für Sie damals ausschlaggebend um dieses Studium zu wählen?
Damals hat mich das Thema erneuerbare Energien stark interessiert. Als ich das Studium begonnen habe, war das Thema noch nicht stark in anderen Studienplänen verankert und geläufig. FHs hatten hier ein breiteres Angebot als Unis. Das Curriculum hatte mich sehr angesprochen. Da ich gebürtig aus dem Allgäu komme und im süddeutschen Raum bleiben wollte, fand ich die Lage der FH Kufstein Tirol optimal. Zudem war das verpflichtende Auslandssemester sehr ansprechend, so habe ich mich schlussendlich für die FH entschieden.
- Wissen Sie noch wie Ihre damalige Berufsvorstellung ausgesehen hat? Weicht diese stark von Ihrem heutigen Beruf ab?
Mein Hauptbewegrund war zunächst das Interesse für die Studieninhalte und nicht direkt der Hintergedanke was ich danach mit dem Studium anfangen kann oder will. Ich fand die Studieninhalte sehr spannend und ansprechend. Daher machte ich mir zunächst nicht viele Gedanken welchen Beruf ich damit ergreifen kann. Deshalb hatte ich auch noch einen Master angehängt um genauer meine Berufung zu finden. Den Master habe ich an der Uni Klagenfurt gemacht.
Ich glaube aber, dass mein heutiger Beruf nun sehr stark mit meinem Bachelorstudium zusammenpasst. Wir hatten damals auch von der Innsbrucker Kommunalbetriebe AG (IKB) einen Lektor im Bachelorstudium, da habe ich mir damals nicht gedacht, dass ich irgendwann selber mal bei der IKB landen würde.
- Seit Ihrem Abschluss haben Sie einen tollen beruflichen Karriereweg eingeschlagen – wie kam es dazu und würden Sie uns diesen ein wenig näher beschreiben?
Ich wollte Energiewirtschaft aus der Nachhaltigkeitsperspektive studieren und dachte, wenn ich das studiere dann weiß ich welche Energieform die Richtige ist. Aber wenn man zu Ende studiert, dann merkt man, dass das alles nicht so einfach ist. Man kann nicht sagen, dass eine Energieform die Nachhaltigste ist, denn es gibt immer Vor- und Nachteile. Daher habe ich erkannt, dass Nachhaltigkeit komplexer ist und das Thema Ressourcen eine wichtige Rolle spielt. So bin ich auf das Masterstudium Geographie gekommen. Während meines Masterstudiums habe ich dann teilzeit in einem Ingenieurbüro gearbeitet, um noch mehr meinen weiteren beruflichen Weg einschätzen zu können. Dort war ich mit Themen der ökologischer Landwirtschaft beauftragt. Nach dem Master bin ich an der Uni Innsbruck in einem EU-Projekt zum Thema Bodenschutz im Alpenraum (Links4Soils) gelandet. Dadurch habe ich nochmal eine neue Perspektive zum Thema Klima- und Umweltschutz erhalten. Gerade in der Trocknung von Flächen in der Landwirtschaft werden enorme Mengen an CO2 und Methan freigesetzt. Da ich aber doch eher in der Welt der Energie Zuhause bin, bin ich dann schlussendlich bei der Innsbrucker Kommunalbetriebe AG (IKB) gelandet. Zu meiner aktuellen Position bin ich dann auch gekommen, da im Haus noch mehr Gewichtung Richtung Nachhaltigkeit gelegt werden sollte.
Bei meinem ersten Job 2011 war ich bei einem Energieversorger in Deutschland/Düsseldorf tätig und damals war die Energiebranche noch viel weiter von Nachhaltigkeit entfernt als heute. Aber jetzt 10 Jahre später wird die Branche wirklich grüner und nachhaltiger. Und ich persönlich finde es super, dass es jetzt Jobs wie Nachhaltigkeitsmanager:innen gibt.
Bei der IKB bin ich nun seit 3 Jahren und seit einem guten Jahr nun als Nachhaltigkeitsmanagerin tätig. Zuvor waren es eher technisch-energiewirtschaftliche Themen. Wir haben seit 10 Jahren einen integrierten Nachhaltigkeitsgeschäftsbericht und zum zweiten Mal auch neue Nachhaltigkeitsziele für die kommenden 5 Jahre definiert. Jährlich werden Maßnahmen gesetzt und auch gemonitort.
- Wie gefällt Ihnen Ihre aktuelle Arbeit? Was ist das Besondere in Ihrem Arbeitsalltag?
Das abwechslungsreiche gefällt mir sehr gut, sowie die spannenden Themen, die sich durch die verschiedenen Geschäftsfelder ergeben, die wir bei der IKB haben. Seit letztem Jahr berechnen wir den CO2-Fußabdruck, da wir bis 2030 Klimaneutral werden möchten. Dies ist eine wichtige Datengrundlage um Dekarbonisierungspfade mit den Bereichen zu erarbeiten. Um dieses Ziel zu erreichen, erarbeiten wir aktuell mit den verschiedenen Geschäftsbereichen Dekarbonisierungspfade.
Heute hatte ich beispielsweise eine Begehung mit dem Klimabündnis, da wir ja auch Schwimmbäder haben. Es geht ja nicht nur um Energieeinsparung, sondern auch um Erhaltung von Lebensräumen und auch die soziale Komponenten.
Wir haben vielfältige Geschäftstätigkeiten. Diese Vielfältigkeit ermöglicht es bspw. auch auf Kraftwerks- oder Umspannwerksflächen artenreiche Blumenwiesen auszusähen. Das Aufgabengebiet ist sehr komplex und vielseitig genau das ist aber auch das Spannende. Somit betrachtet man nicht nur ein Themengebiet wie z.B. die Stromerzeugung, sondern blickt auch über den Tellerrand hinaus. Die Abfallwirtschaft aber auch gesellschaftliche Themen die Mehrwert für die Bürger:innen schaffen werden berücksichtigt.
Wir arbeiten auch eng mit der Personalabteilung zusammen um auch die Mitarbeiter:innenmobiliät zu fördern, um weg vom privat PKW und mehr hin zu den öffentlichen Verkehrsmitteln sowie E-Auto, E-Bike und Fahrrädern zu gelangen.
- Welche Fähigkeiten und Kenntnisse aus dem Studium helfen Ihnen heute in Ihrem Beruf?
Als sehr essenziell für Nachhaltigkeitsmanager:innen sehe ich sicheres Umrechnen an. Das abgeschätzt werden kann, wie viel Treibhausgase bei Erdgas, Benzin oder Erdöl anfällt. Ebenfalls wichtig finde ich das bestimmte Energieverbräuche bekannt sind, bspw. wie viel ein Einfamilienhaus im Jahr braucht. Also, dass man sich in der Welt der Engergieverbräuche auskennt. Sowie auch das Basiswissen über die Grundtechniken von den Erzeugungsanlagen, z.B. wie funktioniert Wind, PV, Dampfturbine etc.
- Was zeichnet für Sie eine gute Ausbildung im Energie- und Nachhaltigkeitsbereich aus?
Die Zusammenstellung der Studieninhalte passt sehr gut an der FH Kufstein Tirol, jedoch hat mir ein wenig der gesamtheitliche Blick im Nachhinein gefehlt. Man ist rein auf die Energiebranche ausgebildet worden. Man hat immer nur das Wie betrachtet und weniger das Warum und Weshalb.
Ein Studium ist keine Berufsausbildung. Allgemein zeichnet für mich ein gutes Studium aus, das ein breites Werkzeug vermittelt wird, um wissen zu Erlangen und damit umzugehen. Unsere Alltagswelt ist ungeordnet und komplex. Absolvent:innen werden auf interdisziplinäre Probleme treffen und müssen dieses Bearbeiten.
- Was ist Ihnen aus Ihrer Zeit an der FH Kufstein Tirol besonders in Erinnerung geblieben? Was hat Ihnen am Studium am besten gefallen?
Das strukturierte FH-Modell führt einen gut durch das Studium. Die Gemütlichkeit der Kleinstadt Kufsteins fördert eine starke Gemeinschaft und es gibt nicht die Anonymität einer Großstadt. Zudem war ein Highlight das Auslandssemester. Super fand ich auch, dass wir viele LektorInnen aus verschiedenen Regionen mit anderem Background hatten.
- Haben Sie einen Tipp für unsere Studierenden was das Studium oder die Karriere angeht? Oder möchten Sie ihnen etwas mit auf den Weg geben?
Mein Tipp den ich dann im Master gelernt habe, man sollte sich fragen was man konkret mit dem Studium machen will/kann, sowie auch viel Praxis sammeln und natürlich lesen, lesen, lesen.
Im Thema Nachhaltigkeit sehe ich jetzt einen Paradigmenwechsel. Es kommt bald eine neue EU-Richtlinie (CSRD) heraus. Wo es in Zukunft eine Nachhaltigkeitsberichtslegungspflicht von vielen Unternehmen in Europa geben wird. Davon werden dann ganz unterschiedliche Firmen betroffen sein. Das bedeutet, dass wir in den nächsten Jahren noch mehr Personen brauchen, die die Energiewirtschaft und Nachhaltigkeit in der Gesamtheit betrachten und Maßnahmen umsetzen.
- Würden Sie das Studium an der FH Kufstein Tirol weiterempfehlen, wenn ja wieso und wem?
Die FH Kufstein Tirol bietet ein gut strukturiertes Studium. Empfehlen würde ich das Allen, die an den Themenfeldern interessiert sind. Dadurch dass die Gesetzgebung, auf EU Ebene und auf Ebene des Bundes, die Themen Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien ernster nehmen und diese weiter pushen, gibt es in Zukunft einen größeren Bedarf an kompetenten Personen. Zudem würde ich es auch allen empfehlen, die Lust auf Wirtschaft, Technik und Ökologie haben. Man sollte sich auch für die wirtschaftlichen und naturwissenschaftlichen Seiten interessieren.