Der Masterstudiengang Unternehmensrestrukturierung & -sanierung der FH Kufstein Tirol mit Prof. (FH) Dr. Markus Exler während der praxisnahen Studienreise bei deutschen Unternehmen.
FH Kufstein Tirol
Der Masterstudiengang Unternehmensrestrukturierung & -sanierung der FH Kufstein Tirol mit Prof. (FH) Dr. Markus Exler während der praxisnahen Studienreise bei deutschen Unternehmen.

„RestruTour 2020“ - Zu den besten der Zukunft

09.03.2020 | Praxisprojekte
Unter der Leitung von Prof. (FH) Dr. Markus W. Exler besuchten die Studierenden des Masterstudiengangs Unternehmensrestrukturierung & -sanierung der FH Kufstein Tirol im Rahmen einer Studienreise Unternehmen aus der Branche sowie einzelne Corporates.

Um den Studierenden des berufsbegleitenden Masterstudiums Unternehmensrestrukturierung & -sanierung an der FH Kufstein Tirol möglichst unterschiedliche und praxisnahe Beispiele zu den Lehrinhalten an die Hand zu geben, ist eine Studienreise Teil des Curriculums. In diesem Jahr besuchten die Studierenden Unternehmen und Gesprächspartner in Frankfurt, Hiddenhausen, Düsseldorf und Langenlonsheim. Alle Unternehmen hatten in der vergangenen Zeit Restrukturierungs- oder Sanierungsmaßnahmen eingeleitet oder sich mit diesen Themen intensiv beschäftigt.

Der Auftakt in den Großkanzleien

Am 10. Februar 2020 war der Auftakt der 8. Studienreise in Frankfurt in den Räumlichkeiten bei Clifford Chance, einer der führenden Wirtschaftskanzleien der Welt. Dr. Stefan Sax und Dr. Cristina Weidner erklärten der Studierendengruppe, die Inhalte eines präventiven Restrukturierungsrahmens sowie die Unterscheidung von Insolvenzverfahren. Ebenso erläuterten sie die Tätigkeiten eines Chief Restructuring Officers (CRO), der in Krisen eingesetzt wird und nicht primär die Branche des Unternehmens verstehen, sondern die Gespräche mit den Finanzierern an einem Finanzplatzplatz wie London oder Frankfurt orchestrieren können muss. Insgesamt soll eine Möglichkeit eingeräumt werden, im gesetzlichen Rahmen unter der Kontrolle der Kreditinstitute und den anderen Gläubiger, Krisen in den Unternehmen früher zu erkennen um somit proaktiv dagegen angehen zu können.

Anschließend stellte die zweite Gastfirma White & Case, ebenfalls Wirtschafskanzlei, die Abläufe bei Insolvenzverfahren vor. Dr. Andreas Kleinschmidt besprach adäquat, wie die Phasen Stabilisierung, Restrukturierung und Umsetzung im Verwalteralltag aussehen und das eine moderne Insolvenzverwaltung ganz überschiedliche Interessen übereinander bringen muss.

Überkapazitäten bei den Küchenherstellern

Für Brigitte Küchen in Hiddenhausen waren die Master-Studierenden im Sommersemester bereits im Rahmen eines Praxisprojekts tätig und haben das Verhalten des Endkunden beim Küchenkauf untersucht. Beim Besuch wurden die Restrukturierung, der Unternehmensverkaufsprozess und die Besichtigung der Fertigung thematisiert. Begrüßt haben Jens Uhe und Stephan Gittel, aus der Geschäftsleitung, die den aktuellen Stand der Reorganisation im Hause vorgestellt haben. Die Ausführungen wurden ergänzt von den Herren Kai Menke, Exportleitung und Simon Eickmann. Unter fachkundiger Führung der Betriebsleiter Jonas Bextermöller und Martin Cordes hatte die Studierendengruppe die Möglichkeit den Produktionsprozess kennenzulernen. Ulrike Wessel, Leitung Produktentwicklung, erörterte, dass bei einem Kundengespräch eine Typenfilterung in Fascination, Pure Emotion und Global Spirit vorausgeht. Die Herausforderungen am Markt sind die von den Marktbegleitern aufgebaute Überkapazität und dass die Möbelhäuser, mit Ausnahmen wie z.B. Ikea, in Etagen und nicht in Wohnkonzeptlösungen denken.

Eigenverwaltung und Restrukturierungsberatung

Die akademischen Restrukturierer und Professor Markus Exler waren zu Gast in der Kanzlei Lambrecht in Düsseldorf. Mit den Gastgebenden Martin Lambrecht, Annamia Beyer und Gülsah Tann wurde lebhaft diskutiert, dass erst eine operative Sanierung erfolgen sollte, bevor das Unternehmen verkauft wird. Einzelne Branchen haben eine unterschiedliche Insolvenzsensibilität des Geschäftsmodells und es sollte im präventiven Restrukturierungsrahmen die Möglichkeit eingeräumt werden, Vertragsverhältnisse zu lösen. Letzteres wurde in Anlehnung an den holländischen Entwurf in die Diskussion gebracht.

Im Anschluss wurde die Gruppe von Alexander Morton, Philip Bloemendaal und Christina Fiedler bei Deloitte empfangen. Neben dem Erarbeiten einer Case Study haben die Studierenden mitgenommen, dass das Unternehmen als Boutique innerhalb einer internationalen Organisation wahrgenommen wird. Die Diskussion wurde noch durch Stefan Sanne von Deloitte vervollständigt.

Personalabbau als Restrukturierungsmaßnahme

Die Schlussetappe bildete die mac, messe- und ausstellungscenter Service GmbH in Langenlonsheim. Der Geschäftsführer Jörg Bürkle und die Betriebsratsvorsitzende Ildiko Szabo stellten den für die Restrukturierung notwendigen Personalabbau vor. Natürliche Fluktuation, nicht Verlängerung befristeter Arbeitsverträge und vorgezogene Rentenbezüge waren die ersten Schritte, um die vormals etwa 400 Mitarbeiter starke Belegschaft auf das richtige Leistungsmaß zu bringen. Mit dem Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen mit Personalauswahl verständigte man sich auf eine Freiwilligenaktion mit einer für die Belegschaft attraktiven Kondition. Da das Angebot unerwartet gut angenommen wurde, konnte ein wesentlicher Teil für die operative Restrukturierung erfolgreich abgeschlossen werden.

Nach einer Woche ging eine großartige Studienreise zu Ende. Ganz herzlich möchten sich Professor Markus Exler und seine Studierenden bei allen Gesprächspartnern bedanken.